Quelle: Der neue FCI - Standard des Saarlooswolfhundes gültig ab 29.05.2015
FEDERATION CYNOLOGIQUE INTERNATIONALE (AISBL)
SECRETARIAT GENERAL: 13, Place Albert 1er B – 6530 Thuin (Belgique)
09.03.2017 / DE
FCI - Standard Nr. 311
SAARLOOSWOLFHOND
(Saarlooswolfhund)
ÜBERSETZUNG : R. Alferink-Lerche, ergänzt Christina Bailey,
(Überarbeitung: Axel Komorowski)
URSPRUNG : Niederlande.
DATUM DER PUBLIKATION DES GÜLTIGEN
OFFIZIELLEN STANDARDS : 03.11.2014.
VERWENDUNG: Der Saarlooswolfhund ist nicht mit dem Ziel auf eine besondere Nutzung gezüchtet worden. Er besitzt Eigenschaften, die es ihm ermöglichen, ein treuer und zuverlässiger Gesellschafts und Haushund zu sein.
KLASSIFIKATION FCI: Gruppe 1 Hüte-undTreibhunde (ausgenommen Schweizer Sennen hunde).
Sektion 1 Schäferhunde.
Ohne Arbeitsprüfung.
KURZER GESCHICHTLICHER ABRISS: Leendert Saarloos
(1884-1969) liebte die Natur und auch die Hunde. Er fand allerdings, die Hunde seien zu stark vermenschlicht und beabsichtigte, als Liebhaber des Deutschen Schäferhundes, in diese Rasse die natürlichen Eigenschaften zurückzuzüchten, damit ein besserer Gebrauchshund entstehe. Zu diesem Zweck kreuzte er den Deutschen Schäferhundrüden Gerard van der Fransenum, einen Hund von klassischem preußischen Typus, mit Fleuri, einer Wölfin, welche aus dem sibirischen Zweig des Europäischen Typus (1932) stammte. Die Rückkreuzungen auf den Vater verschafften ihm eine Basispopulation von Tieren mit einem Viertel Wolfsblut. Im Verlaufe der folgenden experimentellen Phase entstand unter strenger Selektion eine neue Rasse, der « europäische Wolfhund ». Da auserlesene Tiere dieser neuen Rasse als Blindenführhunde gute Dienste leisteten, hielt man sie zunächst für diese Arbeit geeignet.
Infolge vermehrter Zufuhr von Anteilen an Wolfsblut verlor sich jedoch mit der Zeit das Gebrauchserbe des Stammvaters Gerard, und es zeigte sich, dass diese Rasse als Gebrauchshund überhaupt, also auch als Blindenführhund, wenig geeignet war. Das Erbe von Leendert Saarloos, kein Gebrauchshund, aber ein Hund mit naturnahen Eigenschaften, wurde im Jahre 1975 als Rasse anerkannt. Damals wurde der Rasse zu Ehren ihres Begründers der Name « Saarlooswolfhond » gegeben, Ehre wem Ehre gebührt.
ALLGEMEINES ERSCHEINUNGSBILD: Der Saarlooswolfhund ist ein kräftig gebauter Hund, dessen äußeres Erscheinungsbild (Körperbau, Gangwerk und Behaarung) an einen Wolf denken lässt.
Er ist harmonisch gebaut und hat recht lange Gliedmassen, ohne den Eindruck zu erwecken, hochbeinig zu sein. Die unterschiedlichen sekundären Geschlechtsmerkmale bei Rüden und Hündinnen sind ausgeprägt.
WICHTIGE PROPORTIONEN: Der Saarlooswolfhond ist länger als die Widerristhöhe. Der Fang und der Schädel haben zueinander ein Längenverhältnis von 1:1.
VERHALTEN / CHARAKTER (WESEN) :
Ein lebhafter Hund, energiegeladen, mit Anzeichen von stolzem unabhängigem Wesen. Bekannt dafür, dass er hauptsächlich aus eigenem Willen gehorcht. Seinem Herren gegenüber ist er anhänglich und sehr stark untergeben. Fremden gegenűber kann er reserviert sein und sucht normalerweise keinen Kontakt. Diese zurückhaltende und wolfsähnliche Eigenschaft, um unbekannte Situationen zu vermeiden ist typisch fűr den Saarlooswolfhund.
KOPF: Der Kopf soll einen wolfartigen Eindruck erwecken und in seiner Grösse mit dem Körper harmonisch übereinstimmen. Von oben und von der Seite gesehen ist der Kopf keilförmig.
Sehr charakteristisch ist die Linie vom Fang zum gut entwickelten
Jochbeinbogen. Zusammen mit der richtigen Form und Stellung der Augen verursacht diese Linie das gewünschte wolfähnliche Erscheinungsbild.
OBERKOPF :
Schädel: Der Schädel ist flach und breit; in Bezug auf seine Breite muβ vor Übertreibung gewarnt werden, da dies die typische Keilform beeinträchtigt. Das Hinterhauptbein und die Augenhöhle dürfen nicht auffallen; der Augenbrauenbogen soll in einer fliessenden Linie in den Schädel übergehen.
Stopp: Der Übergang vom kräftigen Fang zum Schädel bildet einen leichten Stopp.
GESICHTSSCHÄDEL :
Nasenschwamm: Nasenspiegel gut pigmentiert, Nasenrücken gerade. Fang: Von der Seite gesehen nicht zu tief und etwas keilförmig; von oben gesehen sich etwas verjüngend und unter den Augen harmonisch ausgefüllt.
Lefzen: Gut geschlossen, gut anliegend.
Kiefer / Zähne: Ober- und Unterkiefer sind gut entwickelt. Der Oberkiefer darf im Vergleich zum Schädel nicht grob erscheinen. Der Unterkiefer ist nicht auffallend. Kräftiges und vollständig schließendes Scherengebiss, welches auch in Form einer sehr knappen Schere annehmbar ist.
Augen: Gelb, mandelförmig. Leicht schräg platziert, nicht vorstehend und nicht rund, mit gut anliegenden Augenlidern. Der Ausdruck ist aufmerksam, wohl reserviert, aber nicht ängstlich. Das Auge ist ein sehr rassetypisches Merkmal, welches das gewünschte wolfähnliche Erscheinungsbild unterstreicht.
Der gewünschte Ausdruck wird nur durch ein helles Auge hervorgerufen. Auf die Farbe, Form und richtige Stellung im Schädel muβ sehr viel Wert gelegt werden. Beim älter werdenden Tier darf die gelbe Augenfarbe dunkler werden, aber die ursprüngliche gelbe Farbanlage des Auges sollte erhalten bleiben. Eine braune Farbanlage ist unerwünscht. Die Augenhöhle geht in einer fliessenden Linie in den Schädel über; eine zu ausgeprägte Augenhöhle zusammen mit einem akzentuierten Augenbrauenbogen und einem markierten Stopp sind unerwünscht.
Ohren: Mittelgroß, Stehohren, dreieckig mit abgerundeten Spitzen; Innenseite behaart. Das Ohr ist auf der Höhe der Augen angesetzt.
Die Ohren sind sehr beweglich und bringen Stimmung und Emotionen des Hundes zum Ausdruck.
HALS Trocken und gut bemuskelt; er verschmilzt mit dem Rücken in sehr fließender Linie; ebenso ist die Linie von der Kehle zur Brust fließend. Der Hals kann, vor allem bei der Winterbehaarung, durch einen schönen Kragen geschmückt sein. Die Kehlhaut ist minimal und fällt nicht auf. Für den Saarlooswolfhund kennzeichnend ist, dass, im entspannten Trab, Kopf und Hals eine fast horizontale Linie bilden.
KÖRPER:
Rücken: Gerade und kräftig.
Lende: Fest, gut bemuskelt, weder kurz noch schmal
Kruppe: Breit und ziemlich lang
Brust: Die fließende Brustlinie reicht höchstens bis zu den Ellenbogen. Brust und Abstand zwischen den Läufen erscheinen von vorne gesehen mäßig breit. Eine zu massive Brustpartie soll vermieden werden, da dies die typische Silhouette, die diesen steten Traber kennzeichnet, stört. Die Rippen sind gut gewölbt ohne jegliche Übertreibung. Die Silhouette ist ziemlich schlank und sehr wolfähnlich.
Untere Profillinie und Bauch: Straff und leicht aufgezogen.
RUTE: An Ansatz breit und üppig behaart; sie reicht mindestens bis zum Sprunggelenk. Sie erscheint etwas tief angesetzt, was oft durch eine leichte Vertiefung beim Rutenansatz akzentuiert wird. Die Rute wird leicht säbelförmig gebogen oder nahezu gerade getragen. In der Erregung und im Trab darf sie höher getragen werden.
GLIEDMASSEN
VORDERHAND:
Allgemeines: Die Läufe sind gerade und gut bemuskelt. Die Knochen sind im Querschnitt oval und nicht zu grob. Die Läufe zeigen im Verhältnis zum Körper eher eine gewisse Grazie. Schulter: Normale Länge
Oberarm: Gleich lang wie das Schulterblatt; Winkelung zwischen Schulterblatt und Oberarm normal, nicht übertrieben.
Ellenbogen: Sie liegen gut am Brustkorb an, ohne angepresst zu sein. Von vorn gesehen, ist als Folge der Rippenwölbung und der richtigen Lage von Schulter und Oberarm der Abstand zwischen den Vorderläufen eher mäßig breit.
Vorderfußwurzelgelenk: kräftige Karpalgelenke
Vordermittelfußknochen: Leicht geneigt
Vorderpfoten: Hasenpfoten, gut bemuskelt und gewölbt, mit stark entwickelten Ballen. Im Stand sind leicht auswärts gedrehte Pfoten erlaubt.
HINTERHAND :
Allgemeines: Durch den tiefen Ansatz der Rute, welcher häufig durch eine kleine Vertiefung akzentuiert ist, scheint das Becken oft schräger gelagert. Die Winkelung der Hinterhand ist in Harmonie mit der Winkelung der Vorderhand. Die rassetypische, leichte Bewegungsart hängt sehr von der richtigen Winkelung von Knie- und Sprunggelenk ab. Die geringste Abweichung verhindert diese typische Art der Fortbewegung. Im Stand ist eine leichte Kuhhessigkeit erlaubt.
Oberschenkel: Normal lang und breit, stark bemuskelt.
Knie: Nicht übertrieben gewinkelt.
Unterschenkel: Etwa gleich lang wie der Oberschenkel und gut bemuskelt.
Sprunggelenk: Winkelung darf nicht übertrieben sein. Knochen und Muskeln gewähren eine optimale Streckung des Sprunggelenkes.
Hintermittelfuβ : mittlere Länge und im Stand mäßig geneigt. Hinterpfoten: Gut entwickelt, gut gewölbt.
GANGWERK: Der Saarlooswolfhund ist ein typischer ausdauernder Traber, der in seinem eigenen Tempo leicht große Entfernungen überwinden kann. Seine natürliche Gangart ermüdet ihn kaum und erinnert an die des Wolfes. Der Saarlooswolfhund unterscheidet sich stark von anderen Rassen durch sein sehr spezifisches, leichtfüssiges Gangwerk.
Die richtige Art der Fortbewegung ist von verschiedenen Details im
Körperbau stark abhängig; vor allem sind die richtigen Winkelungen zwischen den einzelnen Gliedmaßen von großem Einfluss. Kräftige Karpalgelenke und mäßig geneigte Vordermittelfüße sind verantwortlich für eine sehr flexible, mühelos federnde Bewegung. Im freien, ungezwungenen Trab trägt der Saarlooswolfhund Kopf und Hals fast waagerecht: in dieser Haltung sind dann die Stellung der Augen und die Keilform des Kopfes besonders bezeichnend. Im ausdauernden Trab, der rassetypischen Bewegung, zeigt der Hund kein übermäßiges Ausgreifen der Gliedmaßen, weil dies, genau wie zu viel Schub, das typische leichtfüßige Gangwerk, ein Vorbild für energiesparende Bewegung, zerstören würde.
HAARKLEID
Haar: Die Sommerbehaarung unterscheidet sich sehr von der Winterbehaarung. Im Winter überwiegt meistens die Unterwolle, die zusammen mit dem stockhaarigen Deckhaar einen reichlichen Pelz über den gesamten Körper formt und um den Hals einen deutlichen Kragen bildet. Bei der Sommerbehaarung dominiert über den ganzen Körper das stockhaarige Deckhaar. Temperaturunterschiede im Herbst und Winter können einen grossen Einfluβ auf die Unterwolle haben; diese sollte aber in jedem Fall anlagemäßig vorhanden sein. Es ist notwendig, daβ der Bauch, die Innenseite der Oberschenkel und auch der Hodensack mit Haar bedeckt sind.
Farbe: Die Haarfarben sind von hell bis dunkel schwarz-schattiertes wildfarben (Wildschwein, Hase), auch Wolfsgrau genannt, und von hell bis dunkel braun-schattiertes wildfarben. Typische Wolfabzeichen sind von hell cremefarben weiß bis weiß. Diese blassen Markierungen, typisch für den Wolf, erstrecken sich auf die Unterseite des Körpers, die Innenseite der Gliedmaßen, die Hinterseite der Läufe, die Hosen und unter der Rute.
Die Pigmentierung von Nase, Augenrändern, Lippen und Krallen soll beim wolfsgrauen, cremeweißen und weißen Saarlooswolfhund schwarz sein. Bei braun gefärbten Hunden ist sie leberfarben. Beide Farbvarietäten zeigen eine dunklere Farbnuance an der Außenseite der Gliedmaßen. Sie sollten auch eine ausdrucksvolle Maske haben.
GRÖSSE UND GEWICHT:
Widerristhöhe : Rüden von 65 bis 75 cm, Hündinnen von 60 bis 70 cm.
Geringe Abweichungen nach oben sind zulässig.
FEHLER: Jede Abweichung von den vorgenannten Punkten muss als Fehler angesehen werden, dessen Bewertung in genauem Verhältnis zum Grad der Abweichung stehen sollte und dessen Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes zu beachten ist.
- Zu rund, vorstehende Augen.
- Zu stark akzentuierte Augenhöhle, wobei die Augenbrauen nicht in einer fliessenden Linie in den Schädel übergehen. Dies kommt oft mit einem ausgeprägten Stopp und zu runden Augen vor.
- Zu hoch angesetzte und/oder spitze Ohren.
- Zu weit nach außen abstehende Ohren.
- Körper zu tief, zu kurz.
- Ringelrute, über den Rücken getragene Rute.
- Zu grober Knochenbau der Läufe.
- Zu wenig intensiv ausgebildete Farben.
- Bildung eines schwarzen Sattels durch schlechte Verteilung der dunklen Haare.
DISQUALIFIZIERENDE FEHLER :
- Aggressive oder űbermäßig ängstliche Hunde.
- Hunde, die deutlich physische Abnormitäten oder Verhaltensstőrungen aufweisen, műssen disqualifiziert werden.
- Fehlender Rassetyp
- Andere Haarfarben als die erlaubten
N.B.
- Rüden müssen zwei offensichtlich normal entwickelte Hoden aufweisen, die sich vollständig im Hodensack befinden.
- Zur Zucht sollen ausschließlich funktional und klinisch gesunde, rassetypische Hunde verwendet werden.